Konzeption der TGS Südeichsfeld zur Berufswahlvorbereitung
Die Berufswahlvorbereitung startet an unserer Schule im Prinzip in Klasse 5, ohne dass hier bereits der Begriff „Berufswahlvorbereitung“ verwendet wird. Die Zeitfenster für die Etappen bzw. Ziele in der Berufswahlvorbereitung an unserer Schule erstrecken sich jeweils über zwei Klassenstufen (= 3 Etappen).
Berufswahlvorbereitung in den Klassen 5 und 6 (1. Etappe) bedeutet bei uns zunächst, dass in allen Fächern an der Ausprägung von Sach-, Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz gearbeitet wird. Diese Schlüsselkompetenzen sind unabhängig vom später zu ergreifenden Beruf nötig. Bereits hier wird punktuell zur Berufswahlvorbereitung gearbeitet. In vielen Fächern werden Schüler je nach Themen schon mit Berufen bekannt gemacht oder können eigene Begabungen und Fähigkeiten durch praktische Tätigkeiten aufspüren.
Wirtschaftliche und technische Bildung wird hier vor allem im Fach Technisches Werken vermittelt (sparsamer Umgang mit Material, Bedienung einfacher Werkzeuge und Maschinen, einfache technische Skizzen und Arbeitsablaufpläne erstellen). Allerdings wird bereits hier auf externe Partner zurückgegriffen; das sind Firmen, die Material und Werkzeuge sponsern, da das Schulbudget bei weitem nicht ausreicht um vor allem den Materialbedarf für den Werkunterricht zu sichern.
Ziele: Entwicklung von Schlüsselkompetenzen, Grundlagen der wirtschaftlichen und technischen Bildung, Begabungen und Fähigkeiten im Ansatz erkunden.
Die 2. Etappe „Berufswahl – konkret“ erfolgt ab Klasse 7. Hier wird als wesentliches Hilfsmittel der Thüringer Berufswahlpass eingeführt. Es erfolgt bereits ein Verweis auf Partner in der Berufswahlvorbereitung außerhalb der Schule – Arbeitsagentur, IHK Erfurt, HWK Erfurt, Krankenkassen, Unternehmen der Region u.a.. Im Pass sollen dann alle Projekte zur Berufswahl gebündelt werden.
Folgende Projekte zur Berufswahl stehen an: Zunächst in Klasse 7 der Einstieg in das Projekt „Praxisnahe Berufsorientierung“ (Partner ist das Bildungszentrum Handel/Gewerbe/Freie Berufe e.V. in Mühlhausen) mit einer eintägigen Potenzialanalyse. Hier werden in Momentaufnahmen berufswahlrelevante Kompetenzbereiche der Schüler erhoben. Es werden verschiedene strukturierte und vor allem handlungsorientierte Übungen von den Schülern absolviert. Geschultes Personal wertet die erzielten Ergebnisse aus und stellt in einem Ergebnisdiagramm die Ausprägung in den einzelnen Kompetenzbereichen zuzüglich einer verbalen Einschätzung dar.
In einer einwöchigen Berufsfelderkundung durchlaufen die Schüler an jedem Tag ein anderes Berufsfeld, indem sie ein kleineres Projekt bearbeiten. Also "schnuppern" sie im Laufe dieser Woche in fünf verschiedene Berufsfelder hinein. Dabei stehen folgende Berufsfelder zur Auswahl: Metall, Holz, Farben, Medizin/Pflege, Verkehr/Logistik, Computer/IT, Medien, Tourismus, Landwirtschaft, Körperpflege, Elektro und Bauwesen. In Auswertung der Berufsfelderkundung entscheiden sich die Schüler für ein Berufsfeld, welches sie in Klasse 8 in einer einwöchigen Berufsfelderprobung durchgängig belegen.
Selbst- und Fremdeinschätzung werden durchgeführt und es wird der Frage nachgegangen „Was für ein Typ bin ich?“.
Nicht zuletzt erfolgt eine weitere technische Bildung im Fach Technik. Da Technik in fast allen Berufen eine Rolle spielt, wird hier auch die Thematik "Berufe und Tätigkeiten" aufgegriffen und bearbeitet.
Fächerübergreifende Berufswahlvorbereitung erlangt nun eine immer größere Bedeutung; immer mehr Kollegen greifen in ihren Fächern berufswahlvorbereitende Themen auf; z.B. Deutsch: Wer bin ich? – Persönlicher Brief zur eigenen Lebensvorstellung., Ethik: „Arbeit“ – Berufsvorstellungen, Berufsbilder und vieles andere mehr.
In Klasse 8 folgt die Weiterführung des Projektes „Praxisnahe Berufsorientierung“ mit einer einwöchigen Berufsfelderprobung. In einem Berufsfeld arbeiten die Schüler fünf Tage an einem größeren Projekt. Alle bisherigen berufswahlvorbereitenden Aktivitäten ausswertend und ausnutzend wird nun das gegen Ende des Schuljahres stattfindende erste zweiwöchige Betriebspraktikum vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet. Partner sind hier die vielen Betriebe in der Umgebung, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen und sich bereit erklären, Schüler zu betreuen. Die Schüler haben je nach Interessenlage die Möglichkeit, zu splitten. D.h. sie können jede Woche in einer anderen Firma ein Praktikum absolvieren um ihren Erfahrungshorizont zu erweitern.
In dieser Klassenstufe steht auch die Teilnahme am Girls-Day bzw. Boys-Day an.
Ein Meilenstein in der Berufswahlvorbereitung ist in Klasse 8 das Projekt "Berufsorientierung und Stärkung der Ausbildungsfähigkeit". Durch eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Staatlichen Schulamt Nordthüringen, dem Berufsschulcampus Unstrut-Hainich und der Gemeinschaftsschule Südeichsfeld eröffnen wir den Schülern durch Unterricht an den Beruflichen Schulen in Görmar weitere Praxiserfahrungen. Alle 14 Tage findet ein Lernortwechsel statt und die Schüler werden an einem Tag, aufgeteilt in Gruppen, in Berufsfeldern wie Gartenbau, Gastgewerbe, Holztechnik, Gesundheit und Körperpflege unterrichtet. In bestimmten Abständen wird gewechselt, so dass im Laufe des Schuljahres alle Schüler alle Berufsfelder durchlaufen.
Fächerübergreifende Berufswahlvorbereitung wird fortgesetzt; z.B. Sozialkunde: Wahl der Freizeithobbys – Zusammenhang zwischen Freizeit und Berufswahl, Darstellen und Gestalten: Entdecke, was in dir steckt – Zukunfts- und Berufsvorstellungen u.a.m. .
Ziele: Kenntnis über Stärken, Schwächen, Fähigkeiten; Vorstellungen über den beruflichen und/oder schulischen Werdegang nach der Regelschule entwickeln.
In Klasse 9 beginnt die 3. und entscheidende Etappe in der Berufswahlvorbereitung.
Es geht an die Realisierung der Berufswünsche, man könnte auch sagen „Es wird ernst.“.
Ein weiteres zweiwöchiges Betriebspraktikum wird vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet.
Ein weiteres Mal beteiligen sich die Schüler am Girls-Day/Boys-Day.
Eine verstärkte wirtschaftliche und rechtliche Bildung, gerade auch in Bezug auf die Themen Berufsausbildung und Unternehmen erfolgt im Fach Wirtschaft und Recht.
Einen Höhepunkt bilden die Berufsvorbereitenden Tage. Hier wird der „normale“ Unterricht für eine Woche aufgelöst. Fächerübergreifend und unter Einbeziehung externer Experten erstellen die Schüler Lebenslauf und Bewerbungsschreiben, üben im Rollenspiel das Verhalten bei Vorstellungsgesprächen (inkl. Videoaufzeichnung und Auswertung; Partner: Krankenkassen/Unternehmer), probieren verschiedene Einstellungstests aus, erhalten Unterstützungsangebote durch die Bundesagentur für Arbeit, die IHK Erfurt und die HWK Erfurt. Nicht zuletzt berichten Unternehmer über Erwartungen der Wirtschaft an zukünftige Azubis (Initiative „Bosse als Lehrer“) und auch Azubis berichten von ihren Erfahrungen beim Übergang aus der Schule in den Beruf (Initiative „Azubis als Lehrer“).
Ziel: Die Schüler „fit“ machen für den Bewerbungsprozess für ihren Beruf/ ihre Berufe, sowohl in Bezug auf die Klarheit über ihren zukünftigen Beruf (inkl. Alternativen) als auch in Bezug auf die Möglichkeiten der Realisierung der Bewerbung. Die Hauptschüler können sich nun dem Bewerbungsverfahren stellen, während die Realschüler in Klasse 10 sich in einem zweiwöchigen Betriebspraktikum noch einmal ausprobieren können bzw. sich durch ein Praktikum in einer Firma, in der sie sich beworben haben empfehlen können; oft steht am Ende der Berufswahlvorbereitung auch der Wunsch, zunächst eine weiterführende Schule zu besuchen.
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Diese Konzeption wurde von der Steuergruppe Berufswahlvorbereitung erarbeitet, der Lehrerkonferenz vorgelegt und diskutiert. Sie dient als Arbeitsgrundlage im Schuljahr 2024/2025. Diese Konzeption wird in jedem Schuljahr überarbeitet und entwickelt.
Heyerode, den 02.09.2024